Gefühle und Gedanken

Wege...das Wort ist verwandt mit - bewegen –

Ich habe dieses Jahr nachgedacht über Wege und diese ganz persönlichen Gedanken möchte ich hier mit Euch allen teilen. Für den Einen mag manches vielleicht ähnlich sein, andere können ganz andere Eindrücke erzählen. Jeder hat seine persönliche Sicht.

Dieses Jahr hat uns Wege geführt, die sich wohl niemand vorher so vorgestellt hatte.
Auf einmal war alles ganz anders. Manche konnten eine Zeit lang nur wenige Wege gehen oder sogar keine, andere mussten alle Wege weiter gehen. Keiner wurde gefragt.
Und die Meinungen zu all dem gingen auch die unterschiedlichsten Wege.

In den ersten beiden Wochen der Ausgangsbeschränkungen bin ich auf meinen Arbeitswegen über leere Straßen gefahren in Dörfer, die so ruhig waren, als würden gerade alle schlafen.
Es war so still und ich bemerkte, dass mir diese Abwesenheit von Lärm und Hektik gut tat.

Als ich dann wieder hinter dem 4. Laster auf die 2. Grünphase an der Ampel wartete, wusste ich was mir nicht gefehlt hatte. Ist das System des Gütertransportes eigentlich noch zukunftsfähig oder ist es nicht längst an der Zeit neue Wege zu finden? Und so taten sich immer weitere Fragen auf – z.B. welche Wege geht eigentlich das Desinfektionsmittel, das über ganze Stätte verteilt wurde? Und finden die Fische auf ihren Wegen dann außer einem Überangebot an Ohrstäbchen und Kaffeebechern auch mehr als genug Mundschutz? Welche anderen Wege wären möglich gewesen, damit nicht so viele Menschen einsam sterben?

Noch immer sind nicht alle Wege möglich, die wir gewohnt waren und die einfach zu unserer Realität gehörten. Viele wünschen sich alle diese bekannten Wege zurück und im Sommer besonders auch die in die Ferne – in den Urlaub, so wie er noch letztes Jahr möglich war.

Ich werde dieses Jahr keinen Weg in die Ferne gehen und das liegt mehr an der familiären Situation als an anderen Gründen. Ich habe für mich dadurch andere Wege entdeckt.
Ich nenne sie Wege in die Tiefe. Sie haben etwas zu tun mit Zeit lassen, genauer hinschauen und hinhören, nicht mehr verstehen sondern besser verstehen, nicht mehr Eindrücke sondern intensivere weil meine Aufmerksamkeit da bleiben kann. Etwas zu sehen, was ich bisher übersehen habe – zum Beispiel die Momentaufnahme eines Sonnenuntergangs. Diese Wege führen auch zu mir und zu dem, was unter der Oberfläche liegt. Auch da gibt es Unbekanntes zu entdecken.
Ich finde sie spannend, diese Wege in die Tiefe und ich entdecke Neues und andere Möglichkeiten, die mir entgangen wären, wenn meine gewohnten Wege geblieben wären.

Das Anhalten auf unseren gewohnten Wegen gibt uns auch die Möglichkeit Inne zu halten und unsere Wege zu bedenken.

Die Möglichkeiten des Momentes zu nutzen und neue Wege zu gehen mit Neugier und Entdeckerfreude und auch ein wenig unbekümmert so, wie Kinder sich auf den Weg machen würden.

Ich wünsche uns allen eine gute Reise auf diesen Wegen.